Interview mit Max Kroneck und Jochen Mesle

Per Bike und Ski von Griechenland über den Balkan nach München. In „Balkan Express“ erkunden Max Kroneck und Jochen Mesle die wildesten Berge Europas. Wir haben mit ihnen über ihr Abenteuer gesprochen.

Jochen Mesle (links) hat mittlerweile einen festen Job in der Nähe von München. Er liebt die Routine - auch wenn das vielleicht spießig klingt - findet aber immer noch Zeit für das nächste Abenteuer.
Max Kroneck (rechts) ist freiberuflicher Fotograf und Autor und ist dabei hauptsächlich in den Bergen unterwegs. Im Moment macht er eine Ausbildung zum Bergführer.


Welche Vorstellung hattet ihr vom Balkan?

Max: Wir kannten den Balkan vor allem aus den Nachrichten. Was die ganzen Krisen dort betrifft: Wir haben uns im Voraus nicht wirklich in die Materie eingearbeitet, sondern versucht, während der Reise die Konflikte zu verstehen und sind so auch relativ neutral an die ganze Sache rangegangen. Von den Bergen wussten wir wenig. Aber ein Freund von uns war vor mal in Albanien beim Skifahren - und danach wahnsinnig begeistert.

Jochen: Der Balkan passt gut zu unserer Art zu reisen. Wir konnten quasi am Stück von Griechenland nach Hause fahren - durch die verschiedenen Bergregionen und damit einen grauen Fleck auf der Karte ein bisschen mit Farbe gestalten.

Würdet ihr euch als Low-Budget-Reisende beschreiben?

Max: Das Budget steht für uns nicht an vorderster Stelle, sondern die Einfachheit. So reist es sich viel angenehmer. Wir starten immer direkt von Zuhause aus oder fahren nach Hause. Und wenn es eine Anreise gibt, dann eben mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Es wäre für uns auch keine Option gewesen, nach Griechenland zu fliegen.

Stattdessen habt ihr den Zug genommen. Wie lange hat das gedauert?

Max: Dreieinhalb Tage.

Jochen: Der Zug fährt nur bis Rumänien, also bis Sofia. Für die letzten paar Stunden mussten wir sogar noch den Bus nehmen.

Wie waren die Straßenverhältnisse?

Max: Wir haben schon mit relativ wilden Straßen gerechnet und sind deshalb schon mit dickeren Reifen gefahren, um die Schlaglöcher ausgleichen zu können. Aber dann waren wir doch eher positiv überrascht. Wir haben uns hauptsächlich auf den großen Verkehrswegen aufgehalten, sind aber auch immer wieder auf Schotterstraßen gelandet.

Jochen: Spannend war auch, dass es zwischen Griechenland und Italien eigentlich überhaupt keine Fahrradwege gab. Außer in Montenegro, aber der war nur 50 Meter lang. Autos haben auf dem Balkan einen sehr hohen Stellenwert. Die Leute fahren entweder mit dem Auto oder gehen zu Fuß.

Als Radfahrer ist man da wohl die absolute Ausnahme?

Jochen: Es gab Gegenden, da haben die Leute wirklich gar nichts mit den Rädern und den Skiern anfangen können. Die haben uns nicht einmal mehr komisch angeschaut. Aber als es Richtung in Italien ging, haben wir wieder Leute getroffen, die per Bikepacking unterwegs waren und natürlich mehr Interesse hatten.

Wie kommt ihr unterwegs mit den Leuten ins Gespräch?

Max: Wir sitzen oft vor dem Supermarkt und essen, was wir gerade eingekauft haben. Das ist für die Leute dann schon gleich mal ein Anknüpfungspunkt. Wenn wir mit einem dicken Auto vorfahren würde, wäre das sicher anders. Was wir machen, ist etwas, was jeder auch im Kleinen erleben kann. Wenn wir nach dem Weg fragen, entstehen oft auch ganz interessante Gespräche. Aber meistens werden wir einfach so angesprochen.

Auf Englisch oder auf Deutsch?

Max: Wir wurden oft gleich als Deutsche erkannt und auch direkt auf Deutsch angesprochen. Das hat uns auch total überrascht. Aber viele Menschen dort waren eben früher mal als Gastarbeiter in Deutschland.

Neben dem ganzen Radeln und Reden habt ihr auch eine ganze Reihe von Skiabfahrten gemacht. Wie bewegt man sich sicher in den unbekannten Bergen?

Max: Zuhause kennt man sich natürlich aus, hat einen super Lawinenlagebericht und weiß, wie sich der Schnee übers Jahr entwickelt hat. Dort hatten wir das alles nicht. Man ist nur ein, zwei Tage in einem Gebiet und muss direkt Entscheidungen treffen. Langsam rantasten geht da nicht, also holt man sich so viele Infos wie möglich und schaut immer mal wieder in den Schnee rein. Aber so kann man eben nur sehr kleinräumige Entscheidungen treffen.

Jochen: Wir sind schon immer ambitioniert und wollen schöne und spannende Sachen fahren. Aber bei diesem Projekt stand jetzt auch nicht die reine Ski-Action im Vordergrund. Und da ist es uns auch relativ einfach gefallen, ein paar Gänge zurückzuschalten und in gerade in den ganz abgelegenen Regionen auf Sicherheit zu fahren.

Vielen Dank für das Gespräch!

BANFF TALK

mit Jochen Mesle & Philipp Becker

Auf der Banff-Premiere in München haben uns Jochen Mesle und Philipp Becker einen exklusiven Blick hinter die Kulissen ihres Films "Balkan Express" gewährt. Neugierig geworden? Schaut doch einfach mal rein. 

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